Bio-energetische-Therapie

Die Bioenergetik befaßt sich mit der Kraft (Energie), die wir aufwenden müssen, um in einer oft lebensfeindlichen Umwelt zu bestehen. Sie ist uns angeboren. Schon der Geburtsschrei, der unseren ersten Atemzug begleitet, ist ein Ausdruck dieser Energie. Alles, was wir von frühester Jugend an erleben, ist von Gegensätzen zwischen Wollen und Dürfen überschattet. Dem Kleinkind wird das nicht bewußt, aber schon im Schulalter spürt der Jugendliche den Willen von Eltern und Lehrern, die manches abschlagen, was er möchte und manches verlangen, was ihm nicht paßt.

Eine Form des dualistischen Prinzips, das hier ebenso waltet, wie allenthalben in der Natur. Wenn richtig funktioniert, was wir „gute Erziehung“ nennen, werden in diesem Stadium Vernunft und Einsicht geweckt und beiderseits wächst Vertrauen heran. Der Unterschied zwischen richtig und falsch (gut und böse) wird erfaßt, und was von nun an selbstverantwortlich zu entscheiden ist, fällt annehmbar aus. Das im Aufbau befindliche Energiepotential nimmt im Verhalten der heranwachsenden Persönlichkeit jene Formen an, deren Zusammenspiel den Charakter ausmacht. Wo in der Jugend Erziehungsfehler begangen wurden, wo man versäumte, Einsehen und positives Denken zu fördern und stattdessen legitime Willensregungen unterdrückte, vielleicht sogar bestrafte, haben Fehlentwicklungen stattgefunden. An die Stelle von Selbstbewußtsein traten Angstgefühle, Selbstzweifel und Furcht vor unverdienter Strafe, wogegen es zumeist kein Wehren gab. Der Zorn darüber entlud sich nicht selten in unrechtem Tun, zum Beispiel Tierquälerei, oder fraß sich im Innern, in Gemüt und Seele fest. So entstehen verbogene Charaktere, die vielleicht unbewußt negativ denken und handeln. Da aber Körper, Geist und Seele eine Einheit bilden, wirken seelische Wunden sich in der Regel auch körperlich aus. Nicht allein gebeugte Haltung, unsicherer Blick und zaghafte Sprache spiegeln die widrigen Erlebnisse von einst. Die Verletzung sitzt tiefer. Die damals trainierte Abwehr ist zum Klischee geworden, das längst nicht mehr nötig, aber noch als Verhaltensmuster dient. So wird fortwährend neu hervorgerufen, was schon überwunden war. Zu den Traumata von einst gesellt sich mit zunehmenden Alter körperliches Unwohlsein, das im Grunde keinen anderen Ursprung hat, als eben jenes beständige Gefühl, mißverstanden zu werden, sich wehren zu müssen – aber wogegen eigentlich? Schon Cervantes‘ unsterblicher Romanheld Don Quijote kämpfte gegen Windmühlen. Einen Ausweg aus dem Dilemma bietet die bio-energetische Therapie. Seitdem bekannt ist, daß innere Konflikte und körperliches Mißbehagen sich gegenseitig aufschaukeln, ist dieses Heilverfahren bestrebt, dem Patienten den Unterschied zwischen seiner zumutbaren Gegenwart und der weit zurückliegenden. oft unerfreulichen Vergangenheit aufzuzeigen. Vorbereitend geschieht das im vertraulichen Gespräch und danach durch einen Stufenplan gymnastischer Übungen und befreiender Atemtechnik, die den Patienten innerlich entkrampft und befähigt, sich unvoreingenommen mit Gegenwart und Zukunft anzufreunden. Unter der Anleitung des Therapeuten beginnt er zu erkennen, auf aktuelle Erlebnisse unbewußt mit einer Haltung reagiert zu haben, die der längst überwundenen Vergangenheit angemessen war. So werden Energien freigesetzt, die der Patient bisher unnütz mit Rückschau verbrauchte. Der Vorteil, der darin liegt, Gegenwärtiges aufgeschlossen zu erfassen und Ausblicke in die Zukunft zu wagen, wird ihm auf diese Weise bewußt gemacht. Fixe Ideen, die in der Vergangenheit wurzelten, verblassen überraschend schnell. Aus Widerspruchsgeist wird Anteilnahme und Verständnis, deprimiertes Verhalten weicht gesundem Optimismus.

Die besten Erfolge mit bio-energetischer Therapie erzielen wortarme Menschen, deren innere Konflikte niemals zu Sprache kommen, sondern nur über krankhafte Zustände offenbar werden. Dem Anschein nach chronische Leiden, Asthma, Migräne und einige Allergien, die schulmedizinischer Behandlung hartnäckig widerstehen, klingen unter dieser Therapie oft überraschend schnell ab.

Auszug aus dem Buch „Der Darm – Basis der Gesundheit“ von J.B.V.