Andrea Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Liebe Schwestern und Brüder!
Können sie von sich behaupten, dass sie der glücklichste Mensch auf der Welt sind? Ich habe von einem gelesen, der genau das von sich behauptet: Dieser Mensch lebt als Einsiedler, zwischen Mittelmeer und Libanongebirge im sogenannten Heiligen Tal der Maroniten in einer Grotte. Als Bett dient ihm ein Holzbrett auf dem eine Styroporplatte liegt. Als Kopfkissen benutzt er einen Felsen. Fünf Stunden Schlaf genügen ihm. Bereits um Mitternacht steht er das erste Mal auf, um für Gott ein Lied anzustimmen. Und um 3.00 Uhr morgens steht er auf, um die Messe zu feiern. Danach ist Feldarbeit angesagt, unterbrochen von weiteren Gebetszeiten. Außerdem nimmt er sich viel Zeit, um in der Bibel zu lesen….
Die Ruhe und Abgeschiedenheit steht in deutlichem Kontrast zur Herkunft von Pater Escobar. Der gebürtige Kolumbianer studierte Theologie und Psychotherapie. Als Professor lebte er in den USA, zuerst im tosenden New York, später in Miami.
Irgendwann hielt er das ganze hektische Treiben nicht mehr aus. Im Heiligen Tal hat er endlich das gefunden, wonach er suchte: Stille und Abgeschiedenheit. Er ist innerlich zur Ruhe gekommen und er hat eine ganz intensive Beziehung zu Gott gefunden.
Wenn er sagt, dass er der glücklichste Mensch der Welt ist, dann ist das nicht nur so dahergeredet. Pater Escobar meint das ganz ernst. Dem Lärm entkommen – in der Einsiedelei hat er jetzt seinen inneren Frieden gefunden.
Schön, wenn jemand das so klar für sich beantworten kann. Allerdings ist nicht jeder für diese Art von Leben geschaffen. Ich denke, man kann durchaus auch in einem „normalen“ Leben seinen inneren Frieden finden und glücklich werden.
Eine Einsiedelei, das wäre nichts für mich, ich mag Menschen um mich herum und die rege Betriebsamkeit. Doch die Sehnsucht nach Stille und Alleinsein spüre ich schon ab und an. Und den inneren Frieden, den Pater Escobar in seiner Einsiedelei gefunden hat, können auch wir uns gönnen, wenn wir in unserem Alltag eine kleine Ecke für uns frei machen, in der wir unsere Ruhe und unsere Stille finden und genießen können.
Zündfunke, 04.03.15
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