Zündfunke, 08.12.14

Andrea Bolz, Deutschsprachige katholische Gemeinde, Puerto de la Cruz
Liebe Schwestern und Brüder! In der Basilika zu Weingarten in Oberschwaben gibt es eine Marien-Plastik, die „Die hörende Muttergottes“, genannt wird. Auffallend an dieser Plastik ist ein, für meine Begriffe, übergroßes, sichtbares linkes Ohr. Aber nicht nur dieses Ohr, der ganze Gesichtsausdruck Mariens lässt auf ihr Inneres schließen. Sie ist ganz aufmerksam und nachdenklich – konzentriert auf eine „innere Stimme“, die sie vernimmt. Sie ist gespannt auf das Wort, das an sie ergeh.Nach dem Lukas Evangelium vernimmt Maria in ihrem Innern die Botschaft, dass sie einen Sohn gebären wird, dem sie den Namen Jesus geben soll. Und dass Gott Großes mit ihm vor hat. (1,28-38) Weiter wird berichtet, dass Maria diese Botschaft in und mit ihrem Herzen bedenkt, in ihrem Herzen mit dieser erstaunlichen Botschaft umgeht, darüber intensiv nachdenkt und schließlich in den Plan Gottes einwilligt. (Lukas 2,19) Später wird ihr gesagt: „Selig ist die, die geglaubt hat, dass sich erfüllt, was der Herr ihr sagen ließ“. (1,45) Maria, die Hörende – ein Beispiel und ein Vorbild für uns?
Wir tun uns da schwerer, – ich auch: Gerne höre ich mich selber reden – und von anderen das, was meine Meinung bestätigt, was ich hören will. Wie oft höre ich halt hin, um es gleich wieder zu vergessen. Gebe Antworten auf Fragen, die gar nicht gestellt wurden.
Könnte ich mir aber nicht auch folgendes vornehmen: Ich möchte darauf achten, meinem Gesprächspartner nicht ins Wort zu fallen, ich möchte versuchen, gut zuzuhören, bevor ich eine vorschnelle Antwort parat habe. Bin ich – wie Maria – „ganz Ohr“, dann fällt es mir leichter, den anderen und was um mich herum ist, zu verstehen. Dann höre ich, was in der Natur vorgeht. Wenn ich ein „offenes Ohr“ habe, spüre ich etwas von den Nöten und Ängsten, von den Fragen und Freuden der Mitmenschen. Wenn ich genau hinhöre, vernehme ich vielleicht auch eine innere Stimme. Es könnte doch sein, dass Gott mir etwas sagen möchte.
Ich glaube, genau das meint Jesus, wenn er den Menschen immer wieder zuruft: „Wer Ohren hat zum Hören, der höre!“ (Markus 4,9)

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