Zündfunke, 09.03.15

Diakon Bertram Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
„Da kann man doch sowieso nichts machen; daraus wird doch nie was; das schaffe ich doch nie…“ Das, liebe Schwestern und Brüder, sind Sätze wie Fallbeile und ich hoffe, Sie haben sie zu Beginn dieser neuen Woche nicht schon gedacht. Denn diese Sätze schneiden alle Möglichkeiten ab; Lebensmöglichkeiten, die doch vielleicht vorhanden wären. Wer von uns hat noch nie erlebt, dass etwas schief gegangen ist, das man angefangen hat? Aber trotzdem: „Wenn Sie es nicht probieren, werden Sie nie herausfinden, ob es geht.“ Das hat mal jemand zu mir gesagt, dem ich viel verdanke und der weiß Gott alles andere als ein Draufgänger war. Ein freundlicher älterer Professor, ein frommer Mann, der aber in unserer Kirche viel bewegt hat.
Vielleicht, so denke ich heute ab und an, konnte er das ja auch gerade deshalb sagen, weil er sich an den Geschichten und Erzählungen der Bibel orientiert hat. Da wird ja immer wieder von Menschen erzählt, die etwas probieren, obwohl es auf den ersten Blick aussichtslos erscheint. Denken wir nur mal an Petrus, der die ganze Nacht gefischt und nichts gefangen hat. Da kann man nichts machen, wird er sich gedacht haben: Der See ist überfischt, das Wetter nicht gut, was weiß ich. Und dann riet ihm Jesus, es noch einmal zu probieren. Und zwar am helllichten Tag. Daraus wird nie etwas – hätte Petrus sagen können. Macht er aber nicht; er sagt nur „Aber“. Wir haben die ganze Nacht nichts gefangen, aber weil du es sagst, will ich es noch einmal probieren. Petrus sagt nicht „ja, aber“, wie das bei uns meist der Fall ist. Denn mit „ja, aber“ kann man durchaus bei seiner Meinung bleiben. Petrus sagt vielmehr: „Zwar – aber“: Zwar sehe ich die Schwierigkeiten – aber ich will es doch probieren.
So fahren sie hinaus, Petrus und seine Kollegen, ein bisschen weiter, ein bisschen mutiger als die letzten Male. Und: Sie machen einen Riesenfang. Wenn sie es nicht probiert hätten, wären die Netze leer geblieben. Wieso konnte Petrus „aber“ sagen und etwas tun, wo nach aller Erfahrung doch nichts draus werden konnte? Ich meine, er konnte das, weil er gespürt hat: Das ist Gottes Rat es zu probieren. Gott ist bei denen, die „aber“ sagen. „Aber“ ich probiere es trotzdem. Dass mit einer solchen Einstellung doch vieles zu bewerkstelligen ist, haben Menschen immer wieder erfahren können. Zum Beispiel auch die Frauen in der Rosenstrasse in Berlin, die gegen die Deportation ihrer jüdischen Männer protestierten. 1943 – mitten im Krieg, wo doch alle sagten: Da kann man nichts machen. Sie haben damals ihre Männer frei bekommen – das war heute vor 72 Jahren. Gott ist eben bei denen, die „aber“ sagen. Heute übrigens auch!

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