Zündfunke, 20.12.14

Diakon Bertram Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Während Josef und Maria schon auf dem Weg nach Bethlehem sind, verehrte Schwestern und Brüder, da ruft ein Engel heimlich die Tiere zusammen. Der Engel erklärt ihnen, was es mit Maria und Josef auf sich hat und dann sagt er: „Die Menschen würden das alles nicht verstehen. Darum brauche ich einige von euch, die der heiligen Familie im Stall helfen.“Als erstes meldete sich natürlich der Löwe. Der schüttelt seine Mähne und brüllt los: „Nur ein König ist es auch würdig, dem neuen Herrn der Welt zu dienen“, und dann brüllt er noch weiter: „Ich werde jeden zerreißen, der dem Kind in der Krippe zu nahe kommt oder ihm auch nur einen Strohhalm klauen will.“ Der Engel lächelt den Löwen an und schüttelt dann aber ganz energisch den Kopf: „Löwe, du bist mir zu grimmig.“
Daraufhin schleicht sich der Fuchs nach vorne. Ganz vorsichtig hebt er seine Schnauze, macht sein freundlichstes Gesicht und sagt: „Ich werde mich um die heilige Familie kümmern.“ Der Fuchs leckt sein Maul und sagt weiter: „Für das Kind besorge ich süßen Honig; und für die Mutter, da stehle ich jeden Morgen ein leckeres Huhn.“ Doch der Engel schüttelt wieder den Kopf: „Du bist mir zu raffiniert!“
Da stolziert der Pfau heran. Rauschend entfaltet er sein prachtvolles Federrad und strahlt in seinem glänzenden Gefieder. „Ich werden den armseligen Stall wohl etwas ausschmücken müssen“, sagt der Pfau und macht mit gewichtiger Miene eine erhabene Pause, „ich denke einfach, das gehört sich doch so.“ Aber wieder schüttelt der Engel den Kopf und gibt dem Pfau zu verstehen: „Du bist mir zu eitel.“
So kommen viele Tiere und bieten ihre Hilfe an und preisen sich und ihr Können in den höchsten Tönen. Aber vergeblich. Denn immer und immer wieder schüttelt der Engel seinen Kopf von Neuem. Schließlich ist er ganz allein. Er bewegt seine Flügel, blickt staunend um sich und sieht nur noch Ochs und Esel draußen bei der Feldarbeit. Da fliegt er rüber zu den beiden und sagt: „Was ist denn mit euch? Wollt ihr denn der heiligen Familie nicht helfen?“
„Doch schon“, antwortet da der Ochse, „aber eigentlich auch wieder nicht.“ Der Esel klappt traurig seine Ohren nieder. „Wir wollen schon, aber das geht jetzt nicht. Das siehst du dich. Und wir haben nichts anderes gelernt außer Geduld und Bescheidenheit. Denn immer, wenn wir etwas anderes probiert haben, dann hat uns das nur Schläge eingebracht.“ Da hebt der Ochse seinen Kopf und brummelt vor sich hin: „Aber vielleicht könnten wir ja mit unseren Ohren die Fliegen von der Krippe verscheuchen.“
Da nickt der Engel und sagt: „Ihr beide, ihr seid die Richtigen!“

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