Zündfunke, 25.11.14

Diakon Bertram Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
„Lass die Toten ihre Toten begraben.“ Dieser Satz Jesu, verehrte Schwestern und Brüder, ist fast schon sprichwörtlich geworden. „Lass die Toten ihre Toten begraben.“ Das heißt: halt dich nicht bei Menschen auf, die um Totes kreisen und selber wie tot sind. Dreh dich um und geh!
Jesus sagt das zu einem Mann, der gerade seinen Vater verloren hat. Eigentlich wollte der seine Familie verlassen und Jesus nachfolgen. Aber dann kam der Tod des Vaters dazwischen. „Lass mich erst meinen Vater beerdigen“, sagt er zu Jesus, „dann komme ich mit dir.“ Aber Jesus ist unerbittlich. „Lass die Toten ihre Toten begraben, du aber komm mit mir.“ Man muss sich das mal vorstellen: da will einer seinem Vater die letzte Ehre erweisen. Will seiner Familie in dieser schweren Zeit zur Seite stehen, wenigstens bis alle Feierlichkeiten und Formalitäten erledigt sind. Will das Mindeste tun, was man seinem Vater und der Familie schuldig ist. Aber Jesus sagt Nein. Warum? Vielleicht, weil er etwas gesehen hat, was der Mann nicht sehen oder wahrhaben konnte.
Dass er nämlich von seiner Familie nicht mehr loskommen würde. Dass er von einer Pflicht in die nächste tappen würde und darüber seine Absicht, Jesus nachzufolgen, völlig aufgeben würde.
Vor kurzem lernte ich eine Frau kennen, der es ähnlich ging wie diesem Mann. Eigentlich wusste sie, dass sie nicht glücklich war, dass sie innerlich immer mehr verkümmerte in ihrer Familie. Aber da waren die Kinder. Die sollten es doch gut haben. Und deshalb versuchte sie, nach außen den Schein einer heilen Familie zu wahren und den Kindern die Geborgenheit zu geben, die ihr selbst fehlte. Und sie fand das gut und christlich.
Aber Jesus denkt hier anders. „Lass die Toten ihre Toten begraben.“, sagt er zu dem Mann, der schnell noch seinen Vater beerdigen will. Es gibt Pflichten, bei denen geht ein Mensch zugrunde. Es gibt Pflichten, die sehen zwar edel aus. Aber sie zerstören einen Menschen, sodass er seine Lebendigkeit verliert, die Phantasie und auch die Fähigkeit zu lieben.
Wenn das so ist, dann ist es höchste Zeit zu gehen. Wenn eine Beziehung tot geritten ist, dann steig ab. Wenn ein Job tödlich ist, dann steig aus. „Lass die Toten ihre Toten begraben.“ sagt Jesus. Du aber folge der Stimme deines Herzens. Und komm mit mir.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert