Diakon Bertram Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Unter normalen Umständen, liebe Schwestern und Brüder, hätte die Spinne nicht überlebt, aber Gott sei Dank hatte sie es mit einem Heiligen zu tun, mit Bischof Konrad von Konstanz nämlich, dem Patron des Erzbistums Freiburg. Konrad ist um 900 in der Nähe von Weingarten in Oberschwaben geboren und am 26.November 975 in Konstanz gestorben. Heute ist also sein Namenstag. Schon früh haben die Menschen ihn verehrt, und so entstand auch die Legende mit der Spinne. Eine Spinne nämlich soll Konrad während des Ostergottesdienstes in den Kelch mit bereits geweihtem Wein gefallen sein. Unerschrocken hat er den Kelch trotzdem leergetrunken, und weil er eben ein Heiliger war, ist ihm das Spinnentier bald darauf wieder unversehrt aus dem Mund gekrabbelt. Es hatte, wie es in der Legende heißt, „im Mann Gottes weder sterben noch den Tod bringen können“. Deshalb wird Konrad meistens mit Kelch und Spinne dargestellt. Mich ekelt es eher bei dieser Vorstellung, aber Konrads Zeitgenossen haben ihn offensichtlich sehr verehrt, als einen mutigen und ehrfürchtigen und auch einen von Gott beschützten und begnadeten Mann. Soweit die Legende, die wohl durchaus ein Fundament im Leben hat. Was wir ansonsten über Konrad wissen, ist mindestens ebenso beachtenswert. Er stammte aus dem Geschlecht der Welfen und war über 40 Jahre Bischof von Konstanz, der flächenmäßig größten Diözese des Reiches. Das Bistum Konstanz umfasste damals einen großen Teil des heutigen SWR-Sendegebietes, bis in die Schweiz, nach Bayern und Frankreich hinein. Bis heute bestehen lebendige kulturelle und kirchliche Verbindungen über den Rhein und über den Bodensee hinweg, und die hat Bischof Konrad mit begründet. Er tat dies mit den Ausdrucksmitteln seiner Zeit. So hat er zum Beispiel aus St. Maurice im Wallis eine Reliquie des heiligen Mauritius mitgebracht, des damaligen Reichspatrons. Ihm hat er neben dem Konstanzer Münster eine eigene runde Kapelle bauen lassen. Und in dieser Kapelle errichtete er dann später noch ein „Heiliges Grab“, eine Nachbildung des Grabes Jesu nach dem Vorbild der Jerusalemer Grabeskirche. So hat er in einem einzigen Bauwerk seine Verbundenheit mit dem Wallis, dem Reich und dem Heiligen Land gezeigt und auch die Menschen in Konstanz greifbar etwas von dieser Weite spüren lassen.. Er hat aber nicht nur Kirchen gebaut, sondern auch Krankenhäuser und Hospize, und dies zum großen Teil auch aus seinem geerbten Privatvermögen. Und er war auch sehr berühmt wegen seiner Hilfe für Arme. Konrad von Konstanz, ein frommer Mensch und ein vielseitiger Bischof.
Zündfunke, 26.11.14
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